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Trauriger Anlass
macht neue Freunde
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Ein Verbrechen an einem Biker führt zu neuen Bekanntschaften und Freundschaften und zeigt, dass es unter Bikern der unterschiedlichsten Art Solidarität und Zusammenhalt gibt.
Im April 2004 haben wir eine E-Mail erhalten, denn eine Gruppe Biker aus Dietersheim bei Freising wollte von uns ein Gespann mieten. Wir vermieten keine Gespanne, wollten aber trotzdem helfen und fragten nach, wozu es denn benötigt wird. Dabei erfuhren wir von einer Geschichte, die uns dazu brachte, eine weitere Tradition zu starten.
Genau an Fronleichnam 2004 hatte ein Biker Geburtstag. Und die Freunde aus seiner Motorradclique wollten ihn mit dem Gespann auf eine Ausfahrt mitnehmen, denn er selber kann nicht mehr fahren. Die Mitglieder dieses Haufens sind alle schon "etwas älter". Das Geburtstagskind Sepp, schon im Rentenalter, war ein begeisterter Motorradfahrer, stolzer Besitzer eine BMW K1. Er wurde Silvester 2003 in seiner Werkstatt von Jugendlichen überfallen und dabei so schwer verletzt, dass er seitdem schwerbehindert ist. Er ist halbseitig gelähmt, kann nicht mehr sprechen und ist auf den Rollstuhl angewiesen. Motorradfahren ist nicht mehr möglich. selbst als Sozius kann er nicht mehr mitfahren. Und so kam man in seinem freundeskreis auf die Idee, ihn in einen Beiwagen zu setzen und ihm eine Geburtstagsausfahrt der anderen Art zu spendieren.
Keiner seiner Bekannten ist jemals eine Seitenwagenmaschine gefahren, und das Fahren mit Behinderten, die sich selbst nicht mehr ausreichend geradehalten können, erfordert besondere Routine. Unsere Bedenken und Hinweise wurden Gott sei Dank ernst genommen, sie versuchten nicht, sich anderweitig eine Maschine zu besorgen. Und so boten wir einfach an, die Ausfahrt mitzumachen und unsere Maschinen, aber samt Fahrer, zur Verfügung zu stellen. Und so trafen wir uns Fronleichnam 2004 in Herrsching, wo Sepp noch in einer Rehaklinik behandelt wurde.
Nach anfänglichem Zögern waren auch die Frau von Sepp und seine Schwägerin in je einen Seitenwagen verstaut, und schon ging es los zu einer gemütlichen Überlandfahrt mit gemütlichem Biergartenaufenthalt. Und als es dann am späten Nachmittag zurückging, war allen Beteiligten wohl schon klar, dass man das Ganze im nächsten Jahr wohl wiederholen wird.
Pünktlich zu Fronleichnam 2005 kam wieder die Anfrage, ob wir bereit wären, Sepp erneut ein besonderes Geburtstagsgeschenk zu machen. Diesmal ging es nach Ditersheim, wo Sepp mittlerweile wieder zu Hause bei seiner Frau wohnt. Nachdem die ganze Gemeinde dort ihre Fronleichnamsprozession bei einem Frühschoppen mit Weisswurstfrühstück ausklingen ließ, nutzen auch wir die Gelegenheit zur Stärkung. Wieder ein voller Erfolg.
Natürlich waren wir auch 2006 wieder dabei, als es darum ging, für die Dietersheimer den Fronleichnamstag in mittlerweile gewohnter Art und Weise zu organisieren. Und prompt erschien am 23.06.06 auch ein entsprechender kleiner Artikel im Freisinger Tagblatt.
Natürlich war dies nicht die letzte Ausfahrt dieser Art, auch 2007 wussten wir, wie wir den Fronleichnamstag verbringen. Ledglich 2008 kam es zu einer Verschiebung, denn krankheitsbedingt mussten wir die Ausfahrt in diesem Jahr um einige Zeit verschieben. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben, und kaum waren alle gesundheitlich wieder auf dem Damm, ging es in gewohnter Weise wieder auf die Straße. Auch ein kleiner Defekt an einem der Gespanne in Form eines gerissenen Kupplungsseils tat der Sache keinen Abbruch. Die Mitfahrerin musste sich nur an die etwas ruppige Anfahrtweise gewöhnen!
Die ganze Crew im Gruppenbild
So haben wir die Möglichkeit, noch mehr Teilnehmer pro Ausfahrt mitnehmen zu können. Wir müssen nicht mehr so oft durchwechseln, denn das eine oder andere Mal waren es mehr Teilnehmer als Fahrer, und groß war die Enttäuschung, wenn jemand warten musste. Aber im Laufe der Jahre hat sich das alles so weit eingespielt, dass wir schon richtige Profis sind.
Rein in den Seitenwagen ist gar nicht so einfach!
Mit cooler Sonnenbrille geht's bei dem Wetter besser!
So, ich bin reisefertig! Geht's endlich los?
Und so warten alle schon auf Fronleichnam 2009, um sich wieder in Dietersheim zu treffen. Weisswurstfrühstück, Ausfahrt miteinander inklusive Biergartenaufenthalt, all das wollen wir so oft wie möglich noch wiederholen. Denn auch wenn Sepp nicht mehr sprechen kann, seine Mimik verrät mehr als 1.000 Worte. Oft erlebt man es nicht, dass sich jemand so auf eine Motorradausfahrt freut. Und auch Frau und Schwägerin von Sepp haben sich mittlerweile an unsere seltsamen Gefährte gewöhnt und genießen das Motorradfahren mit dem dritten Rad.
Also dann, bis 2009!
