Colour der Gespannfahrer Bayern Leidensgeschichte
mit HYOSUNG


Auch als Ersteller dieser Homepage hab ich so meine Erfahrungen mit Zwei- und Dreirädern, die ich der Öffentlichkeit nicht vorenthalten will. Dieser Bericht soll nicht als Mahnung gedacht sein, irgendein Produkt nicht zu kaufen. Wie bei jeder persönlichen Erfahrung gibt es genügend Leute, die von Gegenteiligem berichten können. Aber Gedanken darf sich jeder selber machen.



Der Anfang der Geschichte

Da meine Frau nur den Führerschein der Klassen 1b und 3 besitzt, darf sie keine "richtigen" Zwei- und Dreiräder fahren. Sie war bis zum Mai 1998 stolze Besitzerin einer Suzuki GT 80 L. Nachdem die Regelung mit dem Führerschein der Klasse 1b und den 125 cm³ kam, was lag da näher, als die 80er durch eine 125er zu ersetzen.
Gesagt, getan! Die 80er wurde in Zahlung gegeben, ein schnelleres Gefährt musste her. Und da stand sie auch, die Maschine, bei einem Händler in München. Finanziell war man sich schnell einig, und von den Modellen, die da angeboten wurden, wählte meine Frau eine Hyosung GS 125. Der Händler war Vertragshändler, Hyosung gehört zu einem großen koreanischen Autokonzern, das große zentrale Ersatzteillager ist in Stuttgart. Was kann denn da schon groß passieren.
Und nachdem sich die Ausstattung des Teils auch sehen lassen konnte, war meine Frau auch richtig glücklich. Benzinuhr, Ganganzeige, Kickstarter und E-Starter, was an dem Teil nicht so alles dran war. Dass die 125er weder einen Seitenständer hatte noch eine abschließbare Sitzbank und auch kein zentrales Zünd-Lenk-Schloß wie im Prospekt beschrieben, das alles konnte man ja hinnehmen. Dafür war der Preis weit unter dem Listenpreis, und für die 80er hat meine Frau auch noch richtig Geld bekommen.

Der Anfang der Probleme

Nachdem man ja auf dem Motorrad auch mal ein bißchen mehr transportieren möchte als die Sachen, die so in die Hosentaschen passen, musste also ein Gepäckträger her. Universalteile passen nicht, also bestellt man den Originalgepäckträger. Ein Preis von über 150,--DM für ein Blechteil, nicht verchromt, nur lackiert. Aber bei einem neuen Motorrad sieht man das alles ja noch nicht so eng. Nachdem das Teil dann nach 6 Wochen (jawohl: sechs Wochen, kein Tippfehler) da war, wobei die Lieferung ja angeblich schon nach wenigen Tagen vom Importeur in Stuttgart veranlaßt wurde, war die Überraschung nicht schlecht. Das Ding kam in der falschen Farbe. Macht nichts, der Händler, übrigens die Fa. Spaett hier in München, lies vom Preis was nach, und schon wurde das Teil hingebaut. Die Saison konnte beginnen.


So kann ein echtes
Problemkind aussehen!!
Das Problem
Probleme Teil 2

Schon nach einiger Zeit stellte sich heraus, dass die neue Errungenschaft so ihre Macken hat. Die Zylinderkopfdichtung war nicht ganz dicht, der Tacho zeigte manchmal an, was er wollte, aber nicht die Geschwindigkeit,.... Aber wenn das Moped zur ersten Inspektion kommt, kriegt man ja all die Dinge in den Griff. Dachten wir zumindest.
Denn das eigentliche Problem kam ja erst noch.
Mit der Zeit tauchte ein Mangel auf, der nun den wirklichen Ärger machte:
Je wärmer der Motor wurde, umso schwerer lies sich das Getriebe schalten. Bei betriebswarmem Motor war an ein Schalten vom 3. in den 4. Gang streckenweise nur mit Gewalt zu denken. Also ab mit dem Ding zur Inspektion, auch wenn die 1.000 km für den ersten Inspektionsintervall noch nicht ganz voll waren.

Verständlicherweise war der Händler von dem Problem nicht sonderlich begeistert, aber das Ding war ja erst 11 Monate alt, also war noch Garantie drauf. Das Getriebe wurde zerlegt, sämtliche Teile wurden nachgearbeitet, und dann wurde alles wieder zusammengebaut. Das heißt: Fast alles! Schließlich musste ja eine neue Gehäusedichtung her. Rasch das Teil bestellt, und schon nach 2 Wochen lieferte der Importeur das falsche Teil. Der zweite Versuch ging auch daneben, und nach insgesamt 5 Wochen war dann die richtige Dichtung da! 5 Wochen Lieferzeit für ein Standardteil von Stuttgart nach München! Was es nicht so alles gibt!

Wenn es das dann doch nur gewesen wäre. Aber leider stellte sich bei der Probefahrt heraus, dass dem Problem so nicht beizukommen ist. Das Getriebe klemmt immer noch! Und nachdem das Problem nur bei warmem Motor auftaucht, war nun ein echtes Problem da. Die Garantie war mittlerweile abgelaufen. Aber da der Schaden rechtzeitig angemeldet war, stellt sich zumindest hier kein Problem dar. Wenigstens das ist klar.

Das große Problem

Richtig interessant wurde jetzt die Auseinandersetzung zwischen dem Importeur und der Firma Spaett. Denn nachdem das Getriebe in kaltem Zustand einwandfrei funktioniert und erst die Erwärmung das Problem macht, läßt sich der Fehler durch Zerlegen und Kontrolle der Teile nicht feststellen. Jedes Zahnrad, jede Schaltklaue, jede Welle kann der Übeltäter sein. Oder vielleicht sogar das Gehäuse. Oder mehrere Teile, bei denen sich Fehler so aufaddieren, dass nichts mehr geht.
Was liegt also näher, als den gesamten Motor oder zumindest das Getriebe als solches am Stück auszutauschen. So dachte zumindest der Händler. Und ich als Kunde war zufrieden. Bis der Importeur ins Spiel kam. Der Leiter der Kundendienstabteilung bei HMZ in Stuttgart, dem Importeur des Fahrzeugs, ist ja immerhin Diplomingenieur. Man wird ihm das Problem mit der Erwärmung und so also nahebringen können und wird die Teile bald bekommen. Die Zeit kann man abwarten, schließlich soll die Reparatur ja ordentlich ausgeführt werden. Aber hier war wohl der Wunsch der Vater des Gedanken.

Die Krönung

Ein verdächtiges Teil ausbauen (vielleicht auch mehrere), das Getriebe wieder zusammenbauen, beten, Probefahrt, und dann schauen was passiert. Und wenn der Schaden nicht behoben ist, wieder Teile ausbauen, alles zusammenbauen, beten, Probefahrt und so weiter. Das ist der Weg, den der Importeur sich vorstellt, um den Schaden zu beheben. Naja, das mit dem Beten hat er nicht behauptet, aber ich sage, es kann zumindest nicht schaden.
Dass der Händler mitten in der Saison die Werkstattkapazitäten nicht hat, die Prozedur schon bei normalen Lieferzeiten von Ersatzteilen unter Umständen Wochen beanspruchen würde, von den Personalkosten mal ganz abgesehen, das alles war für den Importeur kein Argument. Auch der Hinweis, dass es ja auch das Gehäuse sein könnte, das sich verzieht und so die Lagersitze vielleicht gar nicht mehr zusammenpassen, dass die Prüfung der Teile im heißen Zustand in einer normalen Werkstatt gar nicht möglich ist, es half nichts.
Alle Vorschläge des Händlers wie Austausch des Motors, Austausch des Getriebes, Rückgabe des Fahrzeugs, zu nichts war der Importeur zu bewegen. Selbst die Idee, man solle dem Händler alle Einzelteile des Getriebes zuschicken, man würde hier in München dann ein Getriebe daraus zusammenbauen, wurde abgelehnt. Natürlich war man bei HMZ auch nicht bereit, die Maschine vor Ort in Stuttgart mit eigenen Monteuren instandzusetzen. Das Ding muss in Salamitaktik zerlegt werden, stückchenweise ersetzt, und irgendwann wird der Schaden ja wohl weg sein.

Beschwörungen, Appellieren ans technische Verständnis, Drohungen, Fristsetzungen, Vorschläge, nichts half. Den Händler trifft nun hierbei keinerlei Verschulden, das sei hier festgestellt. Der Chef, Peter Spaett, selbst hat gefaxt, geschrieben, telefoniert, Vorschläge gemacht. Das Teil stand nun also seit 19. April beim Händler. Mittlerweile war der Juli weit fortgeschritten. Der Händler hätte das Ding gerne vom Hof gehabt, und zwar repariert an mich oder zurück an den Importeur. Der will aber von alledem nichts wissen und verlangt immer noch, dass die Werkstatt ein Puzzlespiel veranstaltet, ohne zu wissen, welche Teile hier defekt sind.
Nachdem der Importeur am Telefon auch noch erklärte, die Rückgabe des Motorrads sei ausgeschlossen und per Fax mitteilte, der Austausch ganzer Aggregate sei im Rahmen der Garantie nicht möglich, meinte der gute Mann zum Abschluß:

"Eine technische Lösung des Problems ist nicht mehr möglich!"

Was das genau heißen soll, weiß ich bis heute nicht. Denn irgendwie muss das Problem ja lösbar sein. Und das hoffentlich nicht zu Lasten eines Käufers, der einen Garantieschaden innerhalb der Garantiezeit meldet.
Zwischenzeitlich beschäftigte sich in meinen Auftrag auch ein Anwalt mit der Sache. Es kann ja nicht angehen, dass Streitigkeiten über die Abwicklung von Garantiefällen zwischen Händler und Importeur auf dem Rücken des Kunden ausgetragen werden. Mein Anwalt wunderte sich über die Eselsgeduld, die da sowohl von meiner Seite wie auch von der Händlerseite aufgebracht wurde.

Das Wunder

Ob es nun Zufall war oder das entsprechende Schriftstück des Rechtsanwalts seine Wirkung getan hat, aber das Wunder geschah: Der Importeur reagierte!
Der Händler bekam alle Ersatzteile (mit Ausnahme von zwei Fehlteilen und einem falsch gelieferten Teil, was später aber auch korrigiert wurde), um ein Getriebe zusammenbauen zu können! Ja, man liest richtig. Der Händler bekam die Teile und musste das Getriebe selber zusammenbauen. Dazu vom alten Motor, wenn man bei knapp 1.000 km Laufleistung von "alt" sprechen kann, nur noch Kolben, Zylinder, Zylinderkopf, Ventiltrieb mit allen Einzelheiten, Kupplung, Lichtmaschine, Anlasser, Kickstarter und sonst noch ein paar Kleinigkeiten ausbauen und ans neue Getriebe, und schon war der Garantieschaden behoben.
Wohlgemerkt, es wurde das gesamte Getriebe inklusive Gehäusehälften, Wellen, Zahnrädern, Dichtungen und so weiter aus Einzelteilen aufgebaut. Ich kann nicht anders, aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass da jemand beim Importeur zwar erkannt hat, dass ein Auswechseln Teil um Teil wie oben beschrieben zwar keinen Zweck hat, aber man trotzdem nicht von der Aussage abweichen wollte, dass es ein ganzes Getriebe nicht gibt. Klar, dass das Zusammenbauen des Getriebes länger dauerte als der Austausch eines Neugetriebes am Stück, und wieder hieß es also warten.
Und dann geschah das Unmögliche: Am 7. August (immerhin noch 1999!) konnte das Motorrad dann mit dem behobenen Garantieschaden abgeholt werden. Und es läßt sich auch (noch) schön schalten. Es hat also wenigstens was geholfen.

Da ja nach der 1.000-km-Inspektion, bei der der Schaden behoben werden sollte, nun nach weiteren 1.000 km nochmals Inspektion und Ölwechsel fällig sind, weil alle Getriebeteile ja neu sind und Abrieb zeigen und auch der Motor ja neu aufgebaut wurde, werden wohl auch noch zusätzliche Kosten anfallen. Diese Kosten wären nicht angefallen, wenn das Getriebe von vornherein in Ordnung gewesen wäre. Und dass einige schöne Motorradtreffen in der Zeit von April bis Anfang August, die eigentlich all die Jahre von unserer Familie immer wieder besucht werden, dieses Jahr ohne uns stattfanden und einige Motorradausflüge unserer Familie wegen des fehlenden Untersatzes nicht unternommen wurden, all dies scheint nun unser Problem zu sein.

Ich bin ja nun wirklich kein Mensch, der wegen jeder Kleinigkeit zum Rechtsanwalt oder zu Gericht rennt. Dies hier ist die erste Streiterei, bei der ich einen Rechtsanwalt bemühen musste. Aber ich bin doch der Meinung, dass man ein solches Verhalten dem Importeur nicht durchgehen lassen sollte. Es kann nicht sein, dass nach über 3 Monaten bei HMZ das getan wurde, was bereits im April hätte getan werden müssen, ohne dass das irgendwelche Konsquenzen dort hat. Sei es nun, dass Nutzungsausfall gewährt wird oder die zusätzlichen Kosten für die "zweite 1.000-km-Inspektion". Aber angesichts des Tempos, das bei HMZ in Sachen Garantie, Service und Kulanz herrscht, werden meine Frau und ich zum Motorradfahren wohl zu alt sein, um davon noch etwas zu haben. Und eigentlich wollte ich noch einige Jahrzehnte auf zwei oder drei Rädern unterwegs sein. Die Kosten für den Rechtsanwalt hat die Rechtschutzversicherung beglichen, weitere Kosten will sie aber nicht übernehmen, da der Aufwand, bei der Fa. HMZ was durchzusetzen, in keiner Relation zu den Kosten wegen der neuen Inspektion und dem Nutzungsausfall stehen. Wegen der Inspektionskosten nach weiteren 1.000 km hat mir der Werkstattleiter der Fa. Spaett auch schon entsprechendes Entgegenkommen signalisiert.

Aber jetzt geht´s los!

Das allerbeste aber kam dann hinterher, nachdem eigentlich alle dachten, die Sache sei durchgestanden. Die Fa. Spaett hat, wie vom HMZ wiederholt verlangt, nachdem nun die Teile da waren, alle Arbeiten zu meiner Zufriedenheit gemacht. Also wollte man die Kosten, die in der Werkstatt durch den Personaleinsatz etc. entstanden sind, bei HMZ geltend machen. Schließlich ist ja HMZ der Garantiegeber. Also wurden vom Händler die ungewöhnlich umfangreichen Unterlagen ausgefüllt und an HMZ gesandt. Da die Papiere handschriftlich ausgefüllt waren, bekam der Händler sie mit dem Hinweis zurück, die Dinger seien mit Schreibmaschine auszufüllen. Also wurde der Stapel Papiere ein zweites Mal ausgefüllt und nach Stuttgart geschickt. Was nun geschah, ist eigentlich wert, in einer der reisserischen "Verbrauchersendungen" des Privatfernsehens gebracht zu werden.
Die Erstattung des Aufwands im Rahmen der Garantiearbeiten wurde ohne Begründung von HMZ angelehnt. Die Fa. Spaett wurde zwar wiederholt von HMZ aufgefordert, den Schaden im Sinne des Importeurs zu beheben, die Kosten wollte HMZ aber nicht übernehmen.
Herr Spaett selbst setze sich daher nochmals mit der Fa. HMZ in Verbindung und bat, insbesondere angesichts des regen Schriftverkehrs zwischen allen Beteiligten, die Sache nochmals zu überdenken. Dass es sich bei der Sache um einen Garantieschaden handelt, ist ja unstrittig gewesen. Der Streit ging ja eigentlich nur um die Art und Weise, wie der Schaden zu beheben gewesen wäre.
Die Garantiesachbearbeiterin bei HMZ gab dann den ganzen Vorgang an die Fa. Spaett zurück. Diesmal gab es wenigstens eine Begründung der Ablehnung, wenn auch nur in Form von handschriftlichen Anmerkungen der Garantiesachbearbeiterin bei HMZ:
Die Übernahme der Kosten im Rahmen der Garantieanerkenntnis wurde auf ausdrückliche Anordnung des Leiters der Kundendienstabteilung bei HMZ verweigert. Wie der Herr dazu kam, sich so zu entscheiden, entzieht sich bis heute der Kenntnis aller Beteiligten.

Ende gut - alles gut?

Einer hatte wenigstens einen Nutzen aus der Sache: Der Anwalt, der mich in dieser Sache vertreten hat, hatte, nachdem das Fahrzeug wieder fuhr, noch einen weiteren Job. Er vertrat die Fa. Spaett gegen HMZ.
Die beiden Firmen haben einen Vergleich geschlossen, die Fa. Spaett bekam einen Teil ihrer Kosten erstattet. Der Betrag von 1.500,-- DM bleib beim Händler hängen. So war die ganze Sache eigentlich nicht geplant, aber es ist jetzt vorbei.

Nachdem die Fa. Spaett in München jetzt ihre Tore schließt, ging mir so auch noch der einzige mir bekannte Hyosung-Händler in der Nähe verloren. Da konnte ich dann nicht widerstehen, als sich die Gelegenheit bot, das Übel relativ günstig loszuwerden. Gegen eine geringe Aufzahlung tauschte ich die Hyosung gegen eine Suzuki GZ 125 Marauder mit selbem Alter und selber geringer Laufleistung bei einem Händler ein. Jetzt hat meine Frau zumindest einen Fachhändler in der Nähe, denn Suzuki-Händler gibt es mehr als Hyosung-Händler.

Natürlich gibt es auch Leute, die mit ihrer Hyosung zufrieden sind. Und natürlich gibt es auch Montagsprodukte bei anderen Firmen, aber wenn einem auch noch der einzige Fachhändler für diese Marke in der Nähe verloren geht und das Fahrzeug so selten ist, dass man nicht mal im Zubehörhandel Bremsbeläge bekommt, dann bin ich schon froh, dass die Geschichte jetzt so ausgegangen ist.

Ich denke mir jetzt meinen Teil. Wie gesagt, ich werde den Teufel tun, jemandem zum Kauf eines Fahrzeugs der Fa. Hyosung zu raten oder davon abzuraten. Aber auch diejenigen, die die Geschichte hier lesen, dürfen sich ja ihre Gedanken machen!