Colour der Gespannfahrer Bayern Gespannfahren
in China


Der Bericht von Hans-Peter Rubner, einem der Gespannfahrer Bayern, zeigt, dass entgegen all den bösen Gerüchten das Gespannfahren auch in China durchaus seinen Reiz hat, und das mit einheimischen Dreirädern.


... ich wollte immer schon mal nach China ....

In diesem Jahr hatte ich die tolle Gelegenheit, über die Gespannfahrer Bayern Kontakt mit dem Chinesischen Verein "Extreme Motor Bike Tours China" zu knüpfen und an einer Motorradfahrt mit Gespannen aus chinesischer Produktion (Modell CJ 750) teilzunehmen, die ich kurz entschlossen gerne wahrnahm.
Ich habe natürlich schon einige Vorinformationen zu China, z.B. aus diversen Berichten und Reportagen im Fernsehen und so waren mir auch die Gegensätze bekannt, die dort herrschen. Aber für uns Europäer ist das doch unvorstellbar und ich erlebte nicht nur die chinesischen Gegensätze, sondern auch den Unterschied zwischen selber hautnah dabei sein und einem reinen Bildschirmerlebnis.
Die Gegensätze gehen von absoluter Hightech bis zurück zum krassesten Mittelalter - innerhalb von 100 Metern oder 2 Sekunden - was unser Vorstellungsvermögen enorm strapaziert - aber es ist so.

China ist das Land der absoluten Gegensätze.

Es ist ein Land, das auf dem Sprung in die "westliche Gegenwart" und zum modernen Industriestaat ist und nun versucht, seine Rückständigkeit durch jahrhundertelange Isolation gegenüber der westlichen Welt mit Riesenschritten aufzuholen.
Die Verständigung mit den chinesischen Menschen erwies sich als schwierig, da selbst in Großstädten und internationalen Hotels sehr wenig Englisch gesprochen wird und wir kein Chinesisch verstehen und sprechen. Ich hatte Glück in Begleitung von Heinz, der 18 Jahre im asiatischen Raum lebte und arbeitete und daher die Eigenheiten des Landes kannte und auch Freunde hatte, die uns weiterhelfen konnten.
Die klimatischen Verhältnisse sind sehr verschieden - die ersten drei Tage in Peking waren warm, durch den herrschenden Wind jedoch angenehm, es kann aber ebenso total drückend und schwül sein und man rettet sich von einem klimatisierten Raum in den nächsten.
Das chinesische Essen war immer ausgezeichnet, verträglich und obwohl ich nicht immer ganz genau wußte, was ich aß - es schmeckte mir sehr gut!
Meine Methode: erst probieren, und wenn es schmeckt, fragen, was es war, um es ein anderes Mal bestellen zu können. Im Gegensatz dazu sind die Toiletten ... unbeschreiblich! Näher will ich das nicht ausführen. Selbst in größten Restaurants führt einen der Geruch oftmals in die richtige Richtung.
Die Reise im einzelnen:


1. Tag, Montag, 10. 6. 2002:

Abflug in München am Sonntag um 16.45 Uhr - Ankunft in Peking 1.30 Uhr = durch Zeitverschiebung 7.30 Uhr Ortszeit
Der Flug war ruhig, wir hatten super Plätze dank der guten Beziehungen von Heinz, d.h. direkt vor den Notausgängen - unsere Beinfreiheit war gegeben und so ließen sich die 10 Flugstunden gut ertragen.
Die Kontrolle am Flughafen in Peking war sehr streng, es wurde nach Drogen gefahndet und wir mußten den Einreisecheck mit Prüfung der Visas etc. über uns ergehen lassen, sprich: Schlange stehen ...



Wir fuhren mit dem Taxi in die Innenstadt von Peking zum Yanjing-Hotel. Das Zimmer war groß, aber leider im unrenovierten Teil des Hotels. Anschließend gingen wir das erste Mal "Chinesisch Essen" in ein kleines Einheimischen-Lokal. Die Auswahl der Speisen war ungewohnt durch ihre Fülle, die Auswahl erfolgte über ein langes Regal mit vorbereiteten Essen, die durch Hinzeigen ausgewählt und dann gekocht und gegart wurden.
Anschließend fuhren wir in einen älteren Teil Peking mit kleinen Läden, zu einem älteren, gehobenen Handelsplatz, wo eine Bekannte von Heinz einen Souvenirladen betreibt.
Sheela - so nennt sie Heinz, um die Merkfähigkeit der chinesischen Namen zu vereinfachen - verkauft in ihrem Laden die verschiedensten Schnitzereien, Holz- und Lederartikel aller Art, Elfenbein usw. auf einer Fläche von 6 x 2 Metern, bis unter die Decke gefüllt ist der kleinen Laden mit allen Dingen von Antiquitäten bis zu Geschenkartikeln, Figürchen, Götterbildern für jeden Chinabesucher. Sheela ist sehr nett und fährt mit uns in ein Einkaufszentrum, das Hong Quiao Pearl Market genannt wird - drei Etagen mit allen möglichen und unmöglichen Dingen. Es gibt alles: elektronische, Uhren, Tücher, Taschen; es sind einzelne Händler, die ihre Produkte verkaufen. Hier wählen wir gleich unsere Mitbringsel aus - wobei feilschen zum guten Ton gehört.
Im dritten Stock ist der eigentliche Perlenmarkt - Berge von Perlen liegen auf den kleinen Verkaufstischen ausgebreitet, alle Farben und Formen und unermeßliche Mengen von Ketten, Armreifen, Ohrringen, Schmuckstücken, verarbeitet und einzelne Perlen, noch unverarbeitet, die zum Kauf angeboten werden.



Abends ging es in ein bekanntes Teehaus, das Lao She Teahouse (benannt nach einem berühmten Dichter nach der Kulturrevolution), das zur Unterhaltung eine Art Kabarett bot: Ausschnitte aus der Pekingoper, Zauberkünstler, Stimmimitatoren, Artisten, kurzum: ein sehr interessanter Abend mit hervorragendem Essen. Mit einem Bier an der Hotelbar ließen wir den Tag ausklingen.

2. Tag, Dienstag, 11. 6. 2002

Jetlag - aufstehen um 5.30 Uhr, da kommt Freude auf, aber schlafen können wir auch nicht mehr.
Frühstück auf chinesisch: eine Art Dampfnudeln, auf Wunsch mit Gemüsefüllung, Kuchen aus Hefeteig mit Bohnenpaste. Die Bohnenpaste ist hier offenbar sehr beliebt und wird als Süßspeise und auch sauer angeboten. Als Brot gibt es nur Toast, dafür reichlich Bohnen, Pommes Frites, Fleisch, Rührei mit Würstchen. Der Kaffee ist sehr dünn und Heinz meint: ungenießbar, Tee dagegen war gut, ebenso das süße Gebäck.
Erst später wird klar, das diese Frühstücks-Kombination schon sehr "westlich" ist, denn traditionell gibt es keine Getränke, nur die Reissuppe pur oder mit Mais und/oder einer Soße unerklärlicher Herkunft, Gemüse, Fleisch und kleine Gemüsefladen - diese sind jedoch sehr lecker.
Erster Tempelbesuch: White Cloud.
Man kann Münzen kaufen, um sie auf eine kleine Glocke zu werfen. Wenn man trifft, bringt das Glück, Heinz hat es mehrmals geschafft, so daß unser Glück für die anstehende Motorradtour vorprogrammiert und abgesichert war. Chinesen hängen sehr an solchen Dingen (wir sagen Aberglauben, so gibt es z.B. auch in keinem Hotel ein 13. Stockwerk).
Dieser taoistische Tempel besteht aus kleinen und großen Gebäuden, die einer oder auch mehreren Gottheiten gewidmet sind. Jede Gottheit ist für eine andere Angelegenheit zuständig, damit sich keiner überarbeiten muß.


Von hier aus werden die Mönche bei ihren
Kampfsportübungen von den Meistern beobachtet

Anschließend wollten wir die Verbotene Stadt besuchen, der Taxifahrer hat uns aber anders verstanden und fuhr uns zum letzten Ende des Platzes des Himmlischen Friedens, weil er glaubte, wir wollten zu Mao. Er verstand unser Englisch nicht, wir konnten nicht genügend Chinesisch. So machten wir uns zu Fuß auf eine kleine Odyssee über und unter der Straße, um auf den Platz zu kommen. Endlich gelang es uns - der Platz ist riesig, vorbei am Mao-Mausoleum, links das Gebäude der Nationalversammlung, rechts das Kunstmuseum und geradeaus der Eingang zur Verbotenen Stadt, dem ehemaligen Kaiserpalast.


Eingang des Kaiserpalastes

Zur Stärkung gab es erst mal Essen, wir trafen dabei Deutsche aus Düsseldorf.
Mit einem Tonbandführer versehen und frisch gestärkt ging es durch den Kaiserpalast. Die Fotos sagen mehr als meine Worte - einfach sehenswert, auch schon von außen, innen in die Gebäude darf man nicht rein.
Noch ein Wort zum Taxifahrern: In der Regel läßt man sich an der Hotelrezeption, falls dort soviel Englisch gesprochen wird, das jeweilige Ziel auf eine Visitenkarte schreiben (in Chinesisch), die man dem Taxifahrer zeigen kann. Bis zum Jahre 2008 zur Olympiade hat China beschlossen, daß alle Taxifahrer so viel Englisch lernen müssen, daß sie die Touristenwünsche verstehen können. Bis jetzt merkt man aber noch keine Ansätze.
Abends trafen wir Sheela zu Essen in einem Restaurant, das sich auf Speisen nach Rezepten der Provinz Hubei spezialisiert hat. Sehr zu empfehlen.

3. Tag, Mittwoch, 12. 6. 2002

Es geht zur Großen Mauer!
Wir trafen uns mit Roland, Helmut und Lothar nach dem Frühstück. Roland hat eine Tour zur Großen Mauer organisiert.
In einem Mietwagen (nachgebauter Audi 100 mit dem Namen "Kleine Rote Fahne") ca. 1 Stunde in nördlicher Richtung aufs Land zur Großen Mauer. Ein Sessellift bringt uns aufwärts zur Mauer, allerdings muß man zuerst durch eine enge Ladenstraße gehen, und die Händler sind sehr geschäftstüchtig. Der Sessellift brachte uns auf den Bergrücken zum gut renovierten und berühmten Teil der Mauer, bekannt aus Film, Fernsehen und Politik, hier standen wir wie alle Promis und Politiker.
Die Mauer ist gewaltig, allerdings nur ein kleines Stück restauriert.



Händler, verkleidet als alte Krieger in roten Uniformen mit Goldbesatz bieten Schaukämpfe an, für die Touristen und ihre Fotos. Wobei die Touris mit dem Schwert in der Hand sich verteidigen sollen und so den Lieben daheim ein "nettes" Bild mitgebracht werden kann.
Hinunter rutschen wir auf einer Rodelbahn, die wie der Sessellift von einer österreichischen Firma gebaut worden ist. Zurück zum Auto durch die Händlerreihe. Unserem Mietwagenfahrer war offensichtlich nicht bekannt, daß man unübersichtliche Kurven nicht schneiden sollte ... - aber es ging alles gut.
Chinesisches Mittagessen in einer kleinen Stadt. Das Highlight war Pekingente: Man bekommt kleine Pfannkuchen, die man in die linke Hand legt. Dazu nimmt man mit Stäbchen rohes Gemüse, in Bohnen oder eine andere Soße getaucht, dazu ein Stückchen Entenfleisch. Man rollt den Pfannkuchen zusammen und beißt von der Rolle ab.
Wieder zurück in Peking sahen wir alte eingeschossige Backsteinhäuser mit Läden, Werkstätten etc., enge Gassen. Wir gewannen einen Eindruck, wie das Leben früher überall war und sich nur an einigen Stellen so erhalten hat.
Zurück im Hotel traf sich nun der vorwiegend deutschsprachige Teil der Gruppe:
Abendessen in einem westlich orientierten Lokal, sprich Hamburger auf chinesisch (aber nicht nur), für Einheimische etwas Besonderes.

4. Tag, Donnerstag, 13. 6. 2002

Abfahrt zum Flughafen, nach einer sehr genauen Kontrolle beim Check-in und dem Bezahlen einer separate Airport-Tax (sie dient dazu, die Flughäfen auszubauen), ging unser Flug nach Yinchuan in der Provinz Ningxia (kleinste Provinz Chinas), etwas mehr als eine Stunde in südwestlicher Richtung.
Am Yinchuan-Airport war ein großer Empfang vom örtlichen Motorradverein und Vertretern des Organisationskomittees des Motorrad-Festivals vorbereitet. Wir wurden vom Fernsehen und der Presse empfangen, mit Blumenkränzen geschmückt, wie ich es nur von Fotos von Hawai her kenne. Wir waren aber in China und es war alles ganz chinesisch.
Nach den obligatorischen Gruppenfotos fuhren wir im Bus und die Motorrad- abteilung des chinesischen Motorradvereins auf ihren Maschinen im Konvoi in die Stadt zurück. Die Motorradfahrer fuhren ausnahmsweise auf der Schnellstraße, was normalerweise verboten ist. In der Stadt wurden wir in den Empfangssaal eines großen Hotels geleitet. Dort erwartete uns der Gouverneur der Provinz, einige Honoratioren und die Präsidenten diverser Motorradvereine und Vertreter der Festivalorganisation. Ein Fremdenverkehrsbeauftragter aus Peking war auch da.
Wir kamen in einen typischen chinesischen Empfangsraum, mit großen, breiten Sesseln mit Tischchen dazwischen, an der Längs- und Stirnseite des Saales, wo uns Tee gereicht wurde. Es wurden Reden geschwungen auf die Freundschaft der Völker und sonstige hochtrabende Wichtigkeiten, allgemeine Lobeshymnen wurden hin- und hergetauscht. Das Fernsehen war natürlich auch da. Wir fühlten uns sehr geehrt, jenseits aller Reden und Lobeshymnen war der Empfang für uns sehr herzlich.
Anschließen wurden wir in einen anderen Raum gebeten, wo ein großes chinesisches Festessen auf uns wartete.



Drei Frauen in traditioneller Kleidung bedienten uns fortwährend - wir aßen von goldenen Tellern (tatsächlich!). Als besondere Freundlichkeit haben sie uns Fremden - den Langnasen - sogar Messer und Gabeln hingelegt. Wir aßen jedoch alle nur mit Stäbchen. Das Essen bestand wieder aus mindestens 16 Gängen, gut und reichlich. Ich saß am Tisch des Gouverneurs, ein kleiner sehr sympathischer Mann.
Dann wieder ein Gruppenfoto vor dem Hotel - ein Gemeinschaftsbild. Die Bilder kamen abends im chinesischen Fernsehen als Vorbereitung auf das Festival.
Anschließend fuhren wir zum Gästehaus der Universität von Yinchuan, wo wir wohnen durften. Yinchuan heißt: Silberner Fluß. Hier trafen wir auf unseren Mechaniker Liow und die restlichen Mitfahrer. Diese sind: zwei Chinesen von einem befreundeten Motorradverein aus der Stadt Lanzhou, wovon einer ein weißblau lackiertes Polizeigespann fuhr (etwas moderner als unsere Gespanne), unserer lokaler Tour-Experten Mr. Ya Ping An in einem Toyota Geländewagen mit seinem vierjährigen Sohn und einem jungen Koch.
Danach fuhren wir außerhalb der Stadt zur Besichtigung unserer Motorräder. Mit dem Bus ging es zurück in die Stadt, wo wir von dem Tankstellenbesitzer, der auch die Motorräder einstellte, zum Abendessen eingeladen wurden. Wieder sehr reichlich, allerdings ohne die goldenen Teller, die wir leicht verschmerzen konnten.
Unterwegs kamen wir durch einen Ort, der eine Kohlen-Sortier- und Verteilungsstelle ist. Rechts und links der Straßen waren kleine Häuser, vor denen riesige Kohlenberge lagen. Die Menschen sortieren die Kohlen durch Sieben, um die größeren von den kleinen zu trennen - wie man das bei uns im Frühjahr im Schrebergarten mit Erde macht. Die Menschen waren teilweise dick mit Kohlenstaub bedeckt, und trotzdem sah ich eine junge Frau in einer blütenweißen Hose durch die Kohlenberge gehen.

5. Tag, Freitag, 14. 6. 2002

Nach dem Frühstück (gezuckerte Radieschen, Gurkensalat, Bohnen, gefüllte Teigtaschen und süßes Gebäck und Kuchen, Melonen) brachte uns der Bus zu den Motorrädern und nach ausgiebiger Besichtigung und der Beseitigung einschlägiger Problemchen (bei Heinz mußte die Kopfdichtung erneuert werden) stiegen wir zum ersten Mal auf.




Mit kleinen Problemen wie schwankender Motorleistung mußten wir fertig werden. Diese kam durch die Hitze, es ergab sich teilweise eine Dampfblasenbildung im Vergaser. Der Fachmann weiß, daß dies auf Benzin niedriger Qualität zurückzuführen ist und wir kämpften zusätzlich mit der Einstellung der Schocks, um durch eine erhöhte Anfettung des Gemisches dem Motor mehr Kühlung zukommen zu lassen.
Unser erstes Ziel war ein Naturpark mit Felszeichnungen, kleinen Tieren etc. - eingeritzt in die Felswände von Hirten vor ca. 1500 Jahren. Aber das eigentlich Großartige war die Landschaft - ein Felsental, von dem ich auch einige Fotos mitgebracht habe.
Anschließend fuhren wir zu zwei Lehmpagoden, die erst kürzlich renoviert wurden. Hier wurde die älteste Schrift in Xixian gefunden. Es sind die letzten zwei Pagoden von über hundert, die früher den Paß der hundert Pagoden schmückten und für die Paßwanderer als Gebetsstätte dienten.
Zurück ins Hotel, Einladung von Veranstaltungskomittee der Motorradvereinigung. Es gab als Besonderheit einen Mongolischen Feuertopf: Man kann es auf den Bildern sehen, das ist eine Art mongolisches Fondue mit Fleischbrühe, Glasnudeln, Gemüse und Fleisch in riesigen Mengen.
Tagesfahrleistung: 106 km

6. Tag, Samstag, 15. 6. 2002:

Nach dem Frühstück wurden die Motorräder von unserem Mechaniker Liow durchgesehen und für die Fahrt vorbereitet. Inzwischen gingen Heinz, Jürgen und ich zum Shopping in die Stadt. Rebecca, die als Direktorin für Auslands- Angelegenheiten bei der Universität Yinchuan beschäftigt ist, begleitete uns und half freundlicherweise bei der Beschaffung unserer zum Teil noch fehlenden persönlichen Wüsten-Ausrüstung.
Mittags gab es im Hotel ein Früchte-Essen. Anschließend fuhren wir das erste Mal zum Festgelände. Hier sind alte Hügelgräber der ausgestorbenen Urbevölkerung zu besichtigen. Dort warteten wir zwei Stunden, um die Aufstellung und den Festablauf zu proben. Dann fuhren wir ins Hotel zurück.
Abends - pünktlich um halb acht Uhr - wurden wir zum Essen eingeladen von der Motorradvereinigung der Moslems. Es standen 5 Limousinen durchnumeriert vor dem Hotel, was sehr nach Organisation aussah. Und uns verwunderte, denn normalerweise wird in China nichts organisiert - beziehungsweise erst im nachhinein. Und das Verblüffende ist: es funktioniert trotzdem fast alles irgendwie. Die Lokalität war am anderen Ende der Stadt - wir fuhren im Konvoi mit eingeschalteten Warnblinklichtern bei Rot, Grün und Gelb über alle Ampeln - mit großer Geschwindigkeit - und wir kamen trotzdem wohlbehalten an.
Zum Essen gab es Fladenbrot und Gebäck wie Grissini, das in Endlosschleifen auf den Tellern arrangiert war, Schaf- bzw. Hammelfleisch, Gemüse, gut gewürzt und reichlich.
Die Chinesen sind allgemein sehr nett und herzlich. Sie brachten uns wieder zurück ins Hotel.

7. Tag, Sonntag, 16. 6. 2002

Morgens vor dem Frühstück wurde bei einem Gespann das Getriebe ausgetauscht. Ersatzteile waren vorhanden, und es ist immer wieder verblüffend, zu sehen, wie schnell die Chinesen in der Lage sind, mit einfachsten Werkzeugen auch größere Reparaturen auszuführen und die Maschinen instand zu setzen.
Nach dem Frühstück waren wir als Ehrengäste bei einem Motocross-Rennen eingeladen, auch zu einem Fototermin. Dieses Motocross-Rennen war eine Veranstaltung innerhalb des großen Festivals.
Auf dem Weg dorthin riß mir das Bremsseil für das Vorderrad. Wegen solcher Kleinigkeiten wurde nicht extra angehalten! Die gesamte Bremsleistung des Motorrads war durch das Fehlen der vorderen Radbremse nicht wesentlich eingeschränkt, da die Bremsleistung allgemein sehr schlecht bzw. kaum vorhanden ist. Zum Thema Bremsen: Bremsen muß man vor allem dadurch, daß man die Gänge sehr schnell herunterschaltet, um so die Motorbremse auszunutzen. Die Bremsen mußten sowieso nur noch die Restgeschwindigkeit vom ersten Gang abfangen, d. h. man muß extrem vorausschauend fahren und auch entsprechend viel Glück haben.
Wir waren auf der Ehrentribüne und verfolgten interessiert das Rennen, das spannend war. Obwohl es sich um eine mittlere Großveranstaltung handelte, war auf dem ganzen Areal keine einzige Toilette zu finden!
Gegen Mittag fuhren wir zurück. Nachdem die versprochenen Fahnenstangen bisher noch nicht eingetroffen waren, kauften wir in einem Universalladen für Reisigbesen, Strohhüte etc. mehrere Holzstangen für diesen Zweck. Nachdem die Fahnenstangen montiert und die Motorräder geschmückt waren, fuhren wir Richtung Festivalgelände. Heute war der große Tag!
Auf dem Weg dorthin kamen wir in einen Verkehrsstau, in dem wir eineinhalb Stunden festgehalten waren und uns nur zentimenterweise vorwärts bewegten, denn alle wollten zu dieser Veranstaltung.
Meine Hochachtung an die Motoren!! Sie liefen in dieser Hitze praktisch ohne Kühlung durch den Fahrtwind, wir konnten sie auch nicht abstellen, da es immer wieder minimal weiterging. Und zum Schieben sind die Motorräder einfach zu schwer.
Wir sahen einige Militärfahrzeuge mit Soldaten, die, wie wir später feststellen, zur Abgrenzung zum Festival beordert waren. Nachdem auch hier nichts ging, ließ der Befehlshaber absitzen, die Soldaten liefen im Laufschritt, überholten uns und trafen rechtzeitig vor uns und den Gästen auf dem Festgelände ein.
Endlich angekommen nahmen wir auf unseren Positionen Aufstellung, ziemlich in der ersten Reihe, da wir an der Spitze der Parade auf einem roten Teppich vor den Fernsehkameras und der Tribüne durchfahren sollten. Es waren junge Chinesinnen abgeordnet, die mit Schildern der Ländernamen die einzelnen Gruppen kenntlich machen und anführen sollten. Nach einer guten Stunde begann der Aufmarsch der Gladiatoren: Wir fuhren langsam auf dem gut 10 m breiten roten Teppich zwischen dem Publikum auf der Showbühne und an den Fernsehkameras vorbei, winkend und so langsam wie möglich.
Nach uns defilierten alle anderen Abordnungen, Vereine, Provinzen etc., insgesamt ca. 3000 Motorräder an den ca. 60.000 Zuschauern vorbei. Der Jubel war groß, das Schauspiel dauerte ziemlich lang.


Mittlerweile war es schon leicht dunkel und die Show begann. Wir durften auf dem roten Teppich sitzen, vor der Abordnung der Soldaten, die die Abgrenzung zwischen dem Publikum und den Akteuren darstellte. Zu Anfang wurden Grußworte vom Moderator und von den Veranstaltern gesprochen, dann begann die eigentliche Fernsehshow. Es traten mehrere Sängerinnen und Sänger und farbenprächtige Tanzgruppen auf und nach den Reaktionen des Publikums zu schließen, handelte es sich um sehr populäre Künstler. Auch für uns war es sehr hörens- und sehenswert.



Um dem allgemeinen Verkehrschaos zu entgehen, fuhren wir kurz vor dem Ende der Show um ca. 23.00 Uhr auf Schleichwegen zurück ins Hotel.
Auf der Rückfahrt sahen wir Traktoren mit einachsigen Anhängern, auf denen sich ganze Familien tummelten.
Tagesfahrleistung: 112 km

8. Tag, Montag, 17. 6. 2002

Morgens kein warmes Wasser!
Nach dem Frühstück Abfahrt zu einer weiteren Parade in Ski Zoe Shan. Hier wurden wir auf den Hauptplatz eingeladen, unsere Motorräder standen auch dort, es war eine Ehrentribüne aufgebaut. Wir sahen den Sprungvorführungen von Motocross-Fahrern zu. Eigenartiger weise war die Rampe so aufgestellt, daß ein großes Loch genau im Landebereich war, was aber niemand zu stören schien.
Anschließend wurden wir vom örtlichen Bürgermeister zum Essen eingeladen. Danach fuhren wir mit anderen Motorradfahrern auf einen Berg, um einen buddhistischen Tempel zu besichtigen. Es ging wieder zum Motorradstützpunkt zurück. Auf dem Weg dorthin besuchten wir einen der ältesten Teile der Chinesischen Mauer, ganz aus Lehm gebaut, eine Art Talsperre. Wir fuhren an einem Neubau der Mauer vorbei, die ein Tankstellenbesitzer bauen ließ, um in einigen Jahren einen Vergnügungspark zu errichten und Eintritt zu verlangen zur Besichtigung der alten Mauerteile.
Wir mußten ein Geröllfeld durchqueren, was unsere Maschinen und unsere Fahrkünste herausforderte. Wieder zurück in Yinchuan wurden wir von einem weiteren Festival-Komittee zum Essen eingeladen.
Tagesfahrleistung 167 km

9. Tag, Dienstag 18. 6. 2002

Vormittags waren wieder Reparaturen an den Motorrädern erforderlich. Gegen Mittag verließen wir unser Hotel, um zu unserer Unterkunft am Rande der Wüste Gobi zu fahren. Es handelt sich hier um ein Hotel, das aus mehreren Mongolbauten besteht. Das sind mongolische Rundhütten aus Holzlatten und Filz, in traditioneller Weise erstellt.



An der Tordurchfahrt wurden wir mit Musik und von Mädchen in traditioneller Kleidung empfangen. Zur Begrüßung reichte man uns Schälchen mit Reisschnaps. Wir bezogen unsere Mogolhütten, die man sich als festes Zelt vorstellen kann. Es gab ein typisches mongolisches Essen, Gemüse, Ziegenbraten, Hühnerfüße. Als Getränk wurde Tee mit Stutenmilch gereicht. Gekrönt wurde unser Empfang von einer Karaoke-Darbietung von Einheimischen und Gästen. Die Besonderheit: ein junges Mädchen singt und so lange sie singt, muß der ausländische Gast Reisschnaps trinken, sie sollen gemeinsam enden, der Gesang und der Trunk. Wenn man Pech hatte und sich ungeschickt anstellte wurde man ganz schön abgefüllt, ich hatte Glück.
Nach einer nötigen Pause probierten wir zum ersten Mal unsere Motorräder in einem Flußbett und auf dem Sand der Wüste aus. Mit den Augen Maß nehmen, Schwung holen und durch! Aber nicht zu langsam und auch nicht zu schnell! Ein völlig neues Fahrgefühl!
Nach unserer Rückkehr erfolgte die übliche Bestandsaufnahme an den Motorrädern. Mein hinterer linker Blinker war wieder abgebrochen durch die starken Erschütterungen beim Fahren. Der Auspuff war angebrochen und das Blinkrelais defekt. Aber wie gesagt: nur unwichtige Teile, die das Fahren nicht wirklich beeinträchtigen.
Unsere Fahrstrecke heute: 75 km

10. Tag, Mittwoch, 19. 6. 2002

Nun ging es das erste Mal zur Sache: ab in die Wüste!
Die Strecke führte an einer alten Lehmmauer entlang, auf einer harten Lehmpiste, über Sanddünen hinweg, vereinzelt durch trockene Flußläufe. Diese Wege waren sehr wüstenhaft und die Motorräder sprangen wie Ziegenböcke unter unseren Hintern wild hin und her.



So kamen wir langsam vorwärts und um die Mittagszeit kamen wir nach Hen Shan Bao, das ist eine alte Stadt der Song-Dynastie (960 - 1279 n.Chr.), also noch vor Dschinghis Khan's Zeiten.


Rückfahrt von Hen Shan Bao


Die Temperatur war erträglich, anstatt Einladung gab es heute Kekse und Tee.
Am Abend übernachteten wir das erste Mal in unseren Zelten in der Wüste. Das Abendessen wurde von unserem Koch vorbereitet und wir bedienten uns vom Buffett in der Wüste! Romantisch und scharf gewürzt!
Tagesfahrleistung: 63 km, aber Wüste!

11. Tag, Donnerstag, 20. 6. 2002

Am Morgen wurde noch das Lenkkopflager an Helmuts Maschine nachgezogen.
Unser Ziel an diesem Tag: die alte Stadt Quin Shoi Yin - ist sie nun in der Song-, Zhou- oder in der Han-Dynastie entstanden? Bei diesen Städten sind leider nur noch die Umrißmauern erhalten, die Häuser sind alle zerstört oder zerfallen.
Wie oft sie zerstört und wieder aufgebaut wurden, ist nicht genau dokumentiert, somit ist eine genaue Zeitbestimmung zur Gründung derartiger Städte sehr schwierig. Aber man kann überall noch alte Porzellanscherben und Giebelfresken der einstigen Gebäude finden. Ein Eldorado für Hobby-Archäologen. Diese Städte waren einst blühende Handelsstädte entlang der heute sogenannten Seidenstraße und waren gleichzeitig auch Schutz- und Raststätten für die großen Kamel-Karawanen.
Weiter ging es über Sandpisten und schlechte Wegstrecken, einfach quer durchs Gelände.



Mittags kamen wir in einen kleinen Ort, wo wir für die Einheimischen wieder eine Sensation darstellten. Hier sind alte Hügelgräber der ausgestorbenen Urbevölkerung zu besichtigen. Die Wirtsleute waren auf den Ansturm von so vielen Menschen nicht eingerichtet und mußten erst zum Einkaufen gehen, was das Essen zwar verzögerte, aber auch sehr willkommen war, da ein Platzregen niederging, der uns sowieso am Weiterfahren gehindert hätte. Für den Abend und die Nacht suchten wir uns einen Zeltplatz in den Sanddünen.
Tagesfahrleistung: 61 km

12. Tag, Freitag, 21. 6. 2002

Nachts gab es einen Sturm mit orkanartigen Windböen. Mein Zelt wurde fast umgeweht. Durch den Wind wurde es auf die Hälfte verkleinert, zusammengedrückt und irgendwann war es nicht mehr dicht, es regnete auch im Zelt. Alles, was nicht in der wasserdichten Motorradtasche aufbewahrt war, war anschließend naß. Den anderen erging es teilweise noch schlimmer.
Als es unerträglich wurde, mußte ich das Zelt verlassen und versuchte, es mit weiteren Schnüren zu stabilisieren. Da der Erfolg nicht riesig war und es mittlerweile wenigstens hell geworden war, versuchten wir gemeinsam, unsere Sachen zu bergen und uns in nahegelegene Lehmhütten zu retten. Dort war bereits ein Hirte, der ebenfalls Schutz suchte. Unsere chinesischen Freunde trockneten mit Hilfe des Gaskochers die nasse Kohle, und als sie sich entzündete, hatten wir eine wärmende Glut in der Hütte, um die wir uns scharten, um uns wieder aufzuwärmen. Wir machten uns auch Tee, was allen sehr gut tat.
Nachdem wir einigermaßen getrocknet und aufgewärmt waren, fuhren wir zum Zeltplatz zurück, holten die nassen Zelte und es ging zurück in die Zivilisation ins Universitäts-Gästehaus in Yinchuan wo wir im Hof all unsere nassen Sachen zum Trocknen aufhängen konnten.
Auf dem Rückweg kamen wir wieder durch die Kohle-Stadt, unterhalb der Kohlenberge bildeten sich große Wasserpfützen - voll mit Kohlenstaub - durch die wir hindurchfahren mußten. Wir fuhren hier nach Möglichkeit auf asphaltierten Straßen, wobei man auch hier nicht davor gefeit ist, daß sich riesige Schlaglöcher plötzlich auftun oder Steine mitten im Weg liegen, um die Vorbeifahrenden vor den Schlaglöchern zu sichern.
Auch nach Ausbesserungsarbeiten an den Straßen ist es üblich, die Baustelle mit Steinen = Felsblöcken in der Größe von 20 x 20 cm zu sichern. Sehr sicher! Längst nicht so anfällig wie unsere rot-weißen Plastikhütchen, und auch billiger! Nachtfahrten gibt das die besondere Würze.
Nach einer herzhaften Dusche mit warmem Wasser war die Welt wieder in Ordnung und wir planten unser Abendessen in der Stadt.

13. Tag, Samstag, 22. 6. 2002

Außerplanmäßiger Ruhetag

14. Tag, Sonntag, 23. 6. 2002

Erneute Eroberung der Wüste!
Morgens Abfahrt vom Hotel, zuerst Straßen, dann Steppe mit Piste, weiter in die Wüste hinein, wir lagerten in der Nähe der Großen Mauer, bauten wieder unser Lager und das Buffett auf. Anschließend folgte noch eine Exkursion an der Mauer entlang, wir besuchten einen alten Garnisonsstützpunkt, wovon der Brunnen am besten erhalten war. Es gab Wasser, sehr gut und kalt.
In der Nähe fanden wir eine Lehmhütte eines Hirten. Der lebt mit seiner Frau und vier Kindern in einem Raum, ca. 3 x 6 Meter groß. Alle schlafen auf einem Bett aus Lehm, das sich im Winter von unten beheizen läßt. Diese Bevölkerungsschicht hat ein jährliches Einkommen von ca. 50 Euro.
Wieder über extreme Strecken wie trockene Flußbetten, Geröllfelder und Steppe ging es zurück zum Lager.



Die Maschinen wurden arg strapaziert, meine tat mit zwischendurch schon leid, wenn sie mal wieder gnadenlos durchschlug. Ich verlor auf dieser Strecke zum zweiten Mal meinen linken Auspuff. Es geht auch ohne.
Tagesfahrleistung: 76 km

15. Tag, Montag, 24. 6. 2002

An Helmuts Motorrad wurde das Lenkkopflager erneuert. Es besuchten uns einige Hirten, die uns alte Münzen zum Kauf anboten. Wir fuhren weiter durch die Wüste, überwiegend ging es durch Sand, erst an der Mauer entlang, anschließend ging es auf einer Waschbrettpiste mit Sandverwehungen weiter.


Wer sein Moped liebt, der schiebt!
(Siehe Hintergrund!)

Die Waschbrettpiste ist mörderisch für jede Federung, man muß eine bestimmte Geschwindigkeit fahren, die einerseits verhindert, daß das Motorrad permanent durchschlägt und andererseits noch lenkbar bleibt. Stellenweise war die Wüste ungewöhnlich grün wegen der starken Regenfälle. In der Mittagszeit, während der Koch das Essen zubereitete, wurde an dem Motorrad von Heinz ein Kupplungswechsel unter einem Tankstellendach durchgeführt.



Tagsüber trafen wir auf Hirtenhütten mit sehr einfachen, alten Windgeneratoren und Satelitenschüsseln fürs Fernsehen. Diesen Hirten geht es schon etwas besser. Abends errichteten wir in der Nähe eines Sees ein Lager, wo wir übernachteten. Bei Helmuts Maschine wurde die Lichtmaschine ausgetauscht, und an mehreren Rädern neue Speichen eingezogen. Bei meiner Maschine war ein Kabel für die Beiwagenbeleuchtung an irgendeinem Stein abgerissen.
Das Wasser des Sees war nicht zum Baden geeignet, da es sehr salz- und mineralhaltig ist. Mein Zelt stand auf einer Sanddüne und es war den ganzen Tag über sehr heiß.
Tagesfahrleistung: 109 km

16. Tag, Dienstag, 25. 6. 2002

Weiter ging es auf Pisten und Sanddünen, an deren Rändern immer wieder große Teile weggebrochen sind, was sehr tiefe Spalten entstehen läßt, auch durch Regenauswaschungen.


Die guten Strassen in der Wüste


Am frühen Nachmittag erreichten wir unseren neuen Lagerplatz - es war sehr heiß. Ein wenig Schlaf ließ mich die Zeit überstehen, später kam Wind auf uns so hatten wir zusätzlich zur Kühlung nun den Sand in allen Ecken und Winkeln, in allen Ritzen und Taschen, überall.
Tagesfahrleistung: 41 km

17. Tag, Mittwoch, 26. 6. 2002

Paolo hat heute Geburtstag. Punkt 24.00 Uhr wurde gefeiert, passenderweise mit einem Sandkuchen und einer Flasche Tequila, die reihum ging.
Am Morgen regnete es leicht - zur Abwechslung. Wir fuhren ein kurzes Stück und Paolo hat für uns einen Kamelritt über die Dünen organisiert.



Weiter ging es nach Chong Wei in das 5-Sterne-Hotel Hong Xiang. Nach dem Essen besichtigten wir einen buddhistischen Tempel der Ming-Zeit, ca. 500 Jahre alt, ein chinesisches Fernsehteam des örtlichen Senders begleitete uns.
Abends waren wir wieder eingeladen und Paolos Geburtstag wurde mit einer großen Torte und einem Festessen nochmals gefeiert. Das örtliche Fernsehteam zeichnete wieder alles auf.
Tagesfahrleistung: 27 km

18. Tag, Donnerstag, 27. 6. 2002

Frühstück, erwähnenswert ist noch: als Getränk gab es etwas Kaffeeähnliches, das in einer Stahlschüssel angerührt war und mit einem Schöpflöffel in Gläser gefüllt wurde. Man gab sich wirklich Mühe um uns!



Wir fuhren über eine Piste in die Wüste hinein und standen unvermittelt in einem Neubaudorf, d.h. eine Hauptstraße, ca. 100 m, zwei Nebenstraßen, je ca. 50 m, Asphalt, dann wieder Schotter, Häuserreihen zweigeschossig. Es gibt nämlich ein neues Gesetz, wobei neue Häuser nur noch zweigeschossig gebaut werden dürfen, wobei der 1. Stock in der Regel nicht benutzt wird, da man ihn nicht benötigt.
Weiter geht es zu einem Erholungspark zum Gelben Fluß zurück. Er bildet hier eine 300-Grad-Schleife oder Bogen, ähnlich der Saarschleife, wobei das innere Stück sehr fruchtbar und gutes Ackerland ist. Es werden Mongolbauten zum Übernachten angeboten. Drei Mädchen kehrten Reste von Strohhalmen aus den Grünanlagen vor dem Haus. Es stand auch ein altes Schöpfrad (Nachbau) als Attraktion in einem Bewässerungsgraben, drehte sich aber nicht.
Tagesfahrleistung: 113 km

19. Tag, Freitag, 28. 6. 2002

Wir fuhren zu unserem Stützpunkt außerhalb von Yinchuan zurück und gaben unsere Motorräder ab, mit dem Bus weiter, zurück in das Universitäts-Gästehaus und hatten Zeit, uns zu erholen.
Abendessen mit Verteilung der Gastgeschenke vom ansässigen TV-Sender von Yinchuan (jeder von uns bekam einen geschnitzten Namensstempel) und zusätzlich tauschte ich noch meine Gespannfahrer-Fahne gegen eine der Chinesen, da sie die bayerische Fahne unbedingt haben wollten und mir dies schon seit Tagen immer wieder sagten.
Tagesfahrleistung: 139 km

20. Tag, Samstag, 29. 6. 2002

Rückreisetag, mit dem Flugzeug zurück von Yinchuan nach Peking (5.00 Uhr aufstehen), Ankunft in Peking 9.00 Uhr am Vormittag.
Es war extrem feuchte Luft, leider auch kein Wind, dadurch unerträglich heiß und schwül.
Wir mußten noch die Zeit bis zum Rückflug von Peking nach München überbrücken, der planmäßig um 1.50 Uhr, also praktisch am Morgen des folgenden Tages, starten sollte. Deshalb fuhren wir mit dem Taxi in unser altes Hotel, wo wir die ersten Koffer bereits deponiert hatten und unser Gepäck tagsüber einstellten. Die Fahrt vom Flughafen zum Hotel bleibt mir unvergessen, da der Taxifahrer für die Fahrt, die normalerweise eine gute Stunde dauert, nur 40 Minuten benötigte. Ohne daß wir ihn zur Eile gedrängt hätten, trat er aufs Gas, hupte sogar ein Polizeifahrzeug an und schnitt es auch noch, um die Spur wechseln zu können, was aber keine weiteren Konsequenzen nach sich zog.
So glücklich wieder in Peking angekommen, durchstreiften wir "kofferlos" die Stadt, wobei wir uns möglichst in klimatisierten Kaufhäusern und Restaurants aufhielten.
Spät abends fuhren wir zum Flughafen zurück. Unser Flug hatte leider Verspätung und so kamen wir erst um 3.00 Uhr morgens weg.

21. Tag, Sonntag, 30. 6. 2002

Ankunft in München um 7.00 Uhr morgens - Ortszeit.
Es scheint die Sonne und die Temperatur ist angenehm.
Bayern hat uns wieder.

Resümee

Ich kann jedem eine Chinareise nur empfehlen. Man sollte aber aufgeschlossen sein für das Neue und für uns Ungewöhnliche. Die Eindrücke, die man dort bekommt, sind einmalig und lassen unsere Denkweise in mancher Hinsicht in einem anderen Licht erscheinen. Die Menschen sind sehr freundlich und machen einen gepflegten Eindruck, nur die Verständigung ist sehr schwierig. Ich denke aber, das sich dies in einigen Jahren wesentlich verbessern wird.

Danksagung

Es ist mir ein besonderes Anliegen, meinen Dank an die "Macher" der "Extreme Motorbike Tours China - EMTC" auszusprechen:

Paolo, dem Vereinsvorsitzenden des EMTC, gebührt ein ganz besonderes Lob. Angefangen hat es schon mit Informationen vor der Reise: Mit der Besorgung der Visa und der einschlägigen Dokumente, z.B. einem chinesischen Führerschein, der unabdingbar vorhanden sein muß und dessen Beschaffung ohne das Wissen und Beziehungen der EMTC nicht möglich wäre.

Weiter ging es mit der hervorragenden Planung, die alle Unwägbarkeiten des Landes, der Menschen und ihrer Mentalität kannte und alle Probleme aus der Welt schaffte oder umschiffte. Sie brachte in China, einem Land ohne für uns erkennbare Organisation, so etwas wie Planung, Ordnung und System zustande.

Besonders erwähnenswert ist Lily, die sich als Dolmetscherin für uns ins Zeug legte und unermüdlich vom Chinesischen und ebenso umgekehrt übersetzte.

Heinz, mein Reisegefährte von und nach München zurück, der mich als "China- Neuling" unter seine Fittiche nahm, erklärte mir viel und ermöglichte mir durch seine langjährige Erfahrung, die er an mich weitergab, viele Einblicke und Verständnis für das Land China und seine Menschen, das mir sonst noch weit verschlossener geblieben wäre.

Dem Vereinsmechaniker, Mr. Liow, gilt ebenso ein besonderer Dank. Durch seinen ebenfalls unermüdlichen Einsatz, anders kann ich es nicht sagen, in teilweise schwieriger Umgebung, machte er unsere Maschinen immer wieder flott und fahrbereit und trug so ganz entscheidend zum jeweiligen "Fortkommen" bei bzw. er ermöglichte es erst.

Für weitere Neuigkeiten:

Wer selbst einmal nach China reisen möchte und weitere Informationen wünscht, kann den Link auf die Homepage des EMTC verwenden, um dort immer das Neueste zu erfahren und sich dort über Touren informieren, die regelmäßig immer wieder angeboten werden.